Wir schreiben den März 2020, das Coronavirus hat unsere Gesellschaft und ihre Grundrechte im Würgegriff. Alle machten sich und machen sich noch immer Sorgen, wie wird es weitergehen?

Was bringt der morgige Tag? Welchen neuen Einschränkungen werden wir unterworfen? Alles Fragen, die uns alle in dieser noch nie dagewesenen Situation beschäftigen.

Vor einiger Zeit, erhielt ich um ca. 22:00 Uhr einen Anruf von einem besorgten Pressbaumer. Er hatte erfahren, dass er vor ein paar Tagen einen Kontakt mit einer COVID-19 positiven Person hatte. Ich habe erst versucht, den Bürgermeister, dann den grünen Vizebürgermeister und schließlich die türkise Vizebürgermeisterin zu erreichen, aber niemand hob das Telefon ab. Ich empfahl dem Anrufer, sich selbst und seine Kontaktpersonen in häusliche Quarantäne zu begeben. Um 22:15 Uhr rief ich die Stadtamtsdirektorin und den Zivilschutzbeauftragten an und setzte sie von dem Vorfall in Kenntnis. Beide reagierten vorbildlich, nahmen mit der Person Kontakt auf und setzten am nächsten Tag alle erforderlichen Schritte.

Ein leicht überforderter Bürgermeister echauffierte sich am nächste Tag und warf mir vor, ich würde aus der Situation politisches Kleingeld machen wollen, denn ich habe mich natürlich verwundert gezeigt, dass drei hochbezahlte Politiker in einer solchen Katastrophensituation sich nicht absprechen und es keiner für notwendig hält, für die Bevölkerung erreichbar zu sein.

Ein „no go“ und der völlige Verlust des Gefühls für die Menschen. Am Tag danach hat man einen Krisenstab gegründet, der von der politischen Seite aber nur aus dem türkisen Bürgermeister und den türkis/grünen Vizebürgermeistern bestand. Erstaunlicherweise hat man sich entschlossen, auf die Expertise ausgebildeter Leute von der Opposition zu verzichten. Das ist nicht nur kurzsichtig, sondern fahrlässig. Eine konstruktive Zusammenarbeit stelle ich mir anders vor.

Hier geht es doch nicht um die Farbenlehre, sondern um das Wohl und die Gesundheit aller Pressbaumer*innen. Aber sonst hört man derzeit nicht so viel von der ÖVP, vermutlich haben sie ganz einfach nichts zu sagen. Der Parteiobmann ist bei der ÖVP-NÖ beschäftigt. Von dort kommen sicher keine kommunalen Errungenschaften. Dort ist nur der Machtausbau und Erhalt der Pfründe oberste Arbeitsmaxime. Die rechtsgerichtete Mehrheitspartei hat sich übrigens entschieden, die einzige Vertreterin der rechts-populistischen FPÖ im Gemeinderat, als Vorsitzende für den Prüfungsausschuss einzusetzen. Eine Partei, von der fast alle Führungspersonen zur Zeit in verschiedenen Verfahren als Beschuldigte geführt werden und die auf Bundes- und parteinaher Vereinsebene nicht einmal sich selbst prüfen kann, halte ich dafür eher ungeeignet.

Abgesehen von ihrer fehlenden Sachkompetenz. Ob das dem Wählerwillen entspricht, das mag jeder selbst beurteilen. Und für türkis/grün gilt offenbar: Abkassieren statt aufdecken.

Alfred Gruber – alfred@pro-pressbaum.at – Erschienen in Pressbaumer Mitteilungen Juli2020